Presseerklärung der Initiative 9. November e.V. zu den antisemitischen/antizionistischen Schmierereien auf der Wand des Hochbunkers an der Friedberger Anlage am 1.11.2023

Wir sind zutiefst betroffen von der antisemitischen Schmiererei an der Fassade des
Hochbunkers am Ort der zerstörten Synagoge der Israelitischen Religionsgesellschaft, in dem wir, die Initiative 9. November Erinnerungsarbeit leisten.
Ein Mitglied unserer Initiative hat uns heute früh auf das unsägliche Graffiti hingewiesen. Der Vorfall ist der Polizei gemeldet und auch als Antisemitische Tat dem Rias. Im Laufe des Tages haben wir zahlreiche Anrufe erhalten und Unterstützung angeboten bekommen. Am frühen Nachmittag kam ein Maler und hat die Wand gestrichen.

Renata Berlin,
Vorstand der Initiative 9. November e. V.

9.11.2023: Erinnern an den 9. November

Wir laden alle ein, am Gedenken an die Pogrome 1938 teilzunehmen. Am 9. November werden wir, wie jedes Jahr, am Ort der zerstörten Synagoge der Israelitischen Religionsgesellschaft um 17 Uhr Kerzen anzünden. Wir werden eine kurze Ansprache halten. Mit Beginn der Dämmerung wird der World Jewish Congress eine Fassadenprojektion mit der virtuellen Rekonstruktion (TU Darmstadt, FG Digitales Gestalten) der Synagoge der Israelitischen Religionsgesellschaft an die Außenwand des Hochbunkers zeigen. Die Ausstellungen im Hochbunker sind ab 17 Uhr geöffnet.

LEBEN ALS VERFOLGTE IN DER STADT DER TÄTER

IV. Tagung des Netzwerks Erinnerungskultur

Am Samstag, den 18. November, organisiert das Netzwerk Erinnerungskultur, dessen Mitglied wir sind, einen ganztägigen Workshop zum Thema „Leben als Verfolgte in der Stadt der Täter“.  Anhand von Biographien der Menschen aus verschiedenen Gruppen der Opfer des Naziregime, die nach dem Krieg in Frankfurt gelebt haben, wollen wir zeigen, dass die Verfolgung nicht mit dem 8.5.1945 zu Ende war. Der Umgang mit ihnen, die Schikanen der Behörden, der Schulen, der Krankenhäuser, der zivilen Bevölkerung waren die Fortsetzung dessen, was sie und ihre Familien im 3. Reich erlitten haben. Wichtig ist uns dabei, dass alle diese Opfergruppen – Homosexuelle, Sinti und Roma, Zeugen Jehovas, s.g. Asoziale, Zwangsarbeiter, Euthanasie Opfer, Widerstandskämpfer, Juden – gleichermaßen weiter verfolgt wurden, manche von ihnen wurden als Opfer des Naziregimes sehr früh anerkannt, andere, wie Homosexuelle, erst sehr spät. Mit dieser Veranstaltung wollen wir auch zeigen, dass es keine Opfer erster oder letzter Klasse gibt, dass es keine „Opferkonkurrenz“ geben darf.

Die Veranstaltung findet am 18.11. von 10 – 17 Uhr im Haus am Dom statt, wir freuen uns sehr, wenn Sie kommen würden.

All that matters – Worauf es ankommt

Das Theater La Senty Menti zeigt ein Theaterstück für alle ab 9 Jahren

Uraufführung: Do 9.11. 18 Uhr | Fr 10.11. 10 Uhr | Sa 11.11. 18 Uhr | Mo 13.11. 10 Uhr | Di 14.11. 9 + 11 Uhr Mi 15.11. 10 Uhr im Theaterhaus Frankfurt, Schützenstraße

„Hoffnung ist wie eine Flamme. In einem Moment ist sie stark, im nächsten ist sie fast erloschen. Aber es bleibt immer ein Funke übrig.“ Es sind poetisch-hoffnungsvolle Erinnerungen wie diese, die uns die elfjährige Vera in ihrem Tagebuch hinterlässt.

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Vortrag: EIN DENKMAL FÜR HEINRICH HEINE IN FRANKFURT

Wir freuen uns eine Veranstaltung des Instituts für Stadtgeschichte ankündigen zu können. Sie haben Björn Wissenbach eingeladen über das Heine Denkmal zu sprechen. Wir sind vor Ort und bringen mehrere Exemplare des Buchs mit.

Der Einweihung des Heine-Denkmals in der Friedberger Anlage 1913 ging eine 30jährige Schlammschlacht in der Presse voraus. 1933 stürzten die Nationalsozialisten das von Georg Kolbe gestaltete Denkmal vom Sockel, das nur unter glücklichen Umständen die Diktatur im Städelgarten überstand. Nach 1945 wurde es in der Taunusanlage neu postiert und 2023 nahe dem ursprünglichen Standort wiedererrichtet. Der Vortrag beleuchtet die Genese des Denkmals und die Gesellschaftsdebatten darum.

Referent: Björn Wissenbach, FFM
Ort: Karmeliterkloster
Veranstalter: Gesellschaft für Frankfurter Geschichte e.V. (GFG) / Institut für Stadtgeschichte
6 €, ermäßigt 3 €, frei für GFG-Mitglieder

https://www.stadtgeschichte-ffm.de/de/veranstaltungen/kalender/584/ein-denkmal-fuer-heinrich-heine-in-frankfurt

Orte der Verstörung – Orte der Erinnerung: Thomas Lutz

Kommenden Montag, den 16.10. um 18 Uhr beginnt unsere neue Veranstaltungsreihe: „Verstörungsorte“, mit einer Einführung von Dr. Thomas Lutz, der seit 30 Jahren die Arbeit der Gedenkstätten begleitet. Er gibt den Überblick, wie sich die Gedenkstätten Arbeit entwickelt und verändert hat. Was sind „Verstörungsorte“? Orte, in der Stadt oder auf dem Land, die sich nicht einpassen in das Schöne, Gemütliche – sie erinnern wie ein Stachel an das Böse, das Vergangene, das nicht vergeht. Die dem Vergessen im Weg stehen.

Im November haben wir Jörg Skriebeleit von der KZ Gedenkstätte Flossenbürg eingeladen, im Dezember folgt Andrea Riedle von der Topographie des Terrors. Anfang 2024 folgen weitere Verstörungsorte, voraussichtlich Osthofen, Katzbach, Mittelbau-Dora/Buchenwald und das Reichstagsgelände in Nürnberg.

Wir stellen die These auf, dass solche Orte nur dann diese Rolle erfüllen, also beitragen zum „Nichtvergessen“, wenn es dort eine aktive Gruppe gibt, die mit ihrer Arbeit an die Geschichte erinnert.

Wir sind selbst gespannt auf die Beiträge und die folgende Diskussion und würden uns freuen, wenn Sie diese Veranstaltungen besuchen würden.

Montag 16. Oktober 18 Uhr
Thomas Lutz  –  International Council for Memorial Museums for Victims of Public Crimes
Einführung in das Thema

Montag 13. November 18 Uhr
Jörg Skriebeleit  –  Leiter der KZ-Gedenkstäte Flossenbürg und Direktor des Zentrums Erinnerungskultur an der Universität Regensburg

Montag 4. Dezember 18 Uhr
Andrea Riedle  –  Direktorin Stiftung Topographie des Terrors, Berlin

Solidarität mit Israel in Frankfurt: „Wir müssen reden, reden, reden“

FRANKFURTER RUNDSCHAU vom 11.10.2023

Renata Berlin am Eingang des Bunkers im Anlagenring.
Renata Berlin am Eingang des Bunkers im Anlagenring. © Christoph Boeckheler

Renata Berlin von der Initiative 9. November zum Terror in Israel und den Folgen in Frankfurt. Besonders einen Fehler dürfe die Welt nicht wiederholen, sagt sie.

https://www.fr.de/frankfurt/solidaritaet-mit-israel-in-frankfurt-wir-muessen-reden-reden-reden-92571671.html

Stand with Israel – Solidarität mit Israel

Die Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und
Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit in Hessen (LAG Hessen) ist
entsetzt über die terroristischen Angriffe auf Israel und Jüdinnen
und Juden weltweit. Die unzähligen grausamen Bilder und
Berichte lassen uns fassungslos zurück. Israel ist mit einem
maßlosen Vernichtungswillen von Hamas und ihren
internationalen Unterstützern konfrontiert.
Umso schockierender ist die Kälte und das fehlende Mitgefühl
gegenüber Jüdinnen und Juden in Deutschland. Wir möchten
unsere Anteilnahme zum Ausdruck bringen und solidarisch sein
mit der israelischen Gesellschaft und allen, die von diesem
Terror betroffen sind.

Der Sprecher:innenrat für die LAG Hessen

Heine vor Ort

Geliebt und gehasst – Das Denkmal für Heinrich Heine in Frankfurt
Björn Wissenbach, Hrsg. Initiative 9. November

Kein anderes Denkmal in Frankfurt spiegelt die grausame Geschichte des 20. Jahrhunderts so eindrücklich wider. Genauso wie der Ort des Bunkers in der Friedberger Anlage. Er wurde von den Nazis anstelle der zuvor von ihnen zerstörten Synagoge der Israelitischen Religionsgesellschaft gebaut. Beide, Synagoge und Denkmal, standen nahe beieinander, gehörten zum ehemaligen jüdischen Ostend. Und erlitten das gleiche Schicksal von Hass
und Zerstörung. Der Bunker ist heute der Erinnerungs- und Gedenkort an jüdisches Leben und jüdische Kultur, an Widerstand gegen alte und neue Nazis, an Terror und Krieg. Heinrich Heine steht als Dichter, Satiriker und Politiker für Aufklärung und Gerechtigkeit, für Freiheit und Demokratie – wie auch die Initiative 9. November.

Das Buch von Björn Wissenbach zur Geschichte des Denkmals ist während unserer Öffnungszeiten im Bunker sowie in der Karl Marx Buchhandlung in der Jordanstrasse 11 und der autoren buchhandlung marx & co im Grüneburgweg 76 erhältlich.

Zur ökologischen und kulturellen Bedeutung und zum Schutz der Wallanlagen

Redebeitrag von Rosemarie Heilig, Dezernentin für Umwelt, Klima und Frauen zur Einweihung des Heine Denkmals

Sehr geehrte Damen und Herren

Herzlichen Dank, dass ich an diesem besonderen Tag, an diesem besonderen Ort sprechen darf.

Der Sommer 2023 war mit seinen hohen Temperaturen rekordverdächtig – aber auch mit Überflutungen, Stürmen, verheerenden Waldbränden – es scheint, dass kaum eine Region in der Welt verschont blieb. Wir sind mitten in der Klimakrise. 

Unser Klima implodiert schneller, als wir darauf reagieren können.

Frei nach Heinrich Heines berühmten Zitat, möchte ich fast sagen „Denk ich an Frankfurt in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht“, wenn ich an die großen Aufgaben denke, die wir in Frankfurt – wie in anderen Metropolen auch – stemmen müssen, um die Stadt auf die Folgen des Klimawandels und der Erderwärmung vorzubereiten und sie als eine für alle lebenswerte und liebenswerte Heimat zu erhalten.

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