Transparenzbericht 2019 der Initiative 9. November e.V.

Unsere Initiative engagiert sich seit mehr als 31 Jahren am Ort der 1938 zerstörten Synagoge der Israelitischen Religionsgesellschaft, Friedberger Anlage 5/6, wo seit 1943 ein Hochbunker steht, der die Gewaltgeschichte unsichtbar machen sollte, was Jahrzehnte auch fast „gelun­gen“ wäre.

Von Januar bis Dezember fanden zahlreiche Vorstandssitzungen, monatliche Mitgliederver­sammlungen, eine Zukunftswerkstatt mit den Mitgliedern, mehrere Besprechungen von Vor­stand und Geschäftsführung sowie drei gemeinsame Sitzungen mit externer Beraterin, laufen­de Vor- und Nachbereitung der verschiedenen Projekte und Veranstaltungen durch die zuge­hörigen Teams statt; Betreuung, Sicherung und Pflege der von uns genutzten Bunkerstock­werke und Außenflächen waren weitere wichtige Aufgaben. Hinzu kamen viele Außentermi­ne mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Kultur sowie die Teilnahme an diversen, v.a. städtischen Veranstaltungen.

Von Ende April bis Ende November machten wir – wie immer seit 17 Jahren – unsere Ausstel­lungen an den Sonntagen und für Führungen an Werktagen zugänglich. An elf sehr erfolgreichen Veranstaltungen (z. B. Zeitzeugengespräche, Buchpräsentation, Le­sungen, Konzerten – BunkerRaumKlang, vielen Vorträgen, Gedenkfeiern, Schiur, „Jom Kip-pur in 30 Minuten“) nahmen ca. 733 Personen teil. Die Zahl der Besucherinnen und Besucher insgesamt wuchs besonders in diesem Jahr außerordentlich (s. ausführlichen Sachbericht). Dies gelang auch durch altbewährte sowie neue gute, weiterführende Kooperationen: mit dem Jüdischen Museum Frankfurt, dem Archäologischen Museum Frankfurt, dem Kulturamt Frankfurt, der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, den Freunden der Universität Tel Aviv, der Gruppe „Stolpersteine Frankfurt“, dem Verlag Brandes & Apsel, dem Ortsbeirat IV (Ostend), dem Förderverein Roma, der VVN, dem Ensemble „La Fantasia“ und dem One Earth Orchestra (Volker Staub).

Der Fotograf und Autor Rafael Herlich thematisiert mit seiner Fotoausstellung „Jüdisches Leben heute“ (seit Frühjahr 2019 im Bunker) die soziale, religiöse und politische Gegenwart in Deutschland und Polen, entwickelt zudem gemeinsam mit unserer Gruppe neue Formen der Aufklärung und des Gedenkens v.a. zusammen mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Damit können wir in allen vier vorhandenen Ausstellungen (chronologisch aufbauend) ca. 200 Jahre jüdisches Leben im Frankfurter Ostend und darüber hinaus abbilden und exemplarisch bei Führungen vertiefend erklären.

Zerstörtes und Zerstörendes sind an diesem Ort unübersehbar und direkt erfahrbar; angesichts der aktuellen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen wichtiger denn je. Unterstützung und Anerkennung erfuhren wir für unsere Arbeit durch den Hessischen Minis­terpräsidenten Volker Bouffier, den Bürgermeister der Stadt Frankfurt und HessischenAntisemitismusbeauftragten Uwe Becker, den Oberbürgermeister Peter Feldmann, die kultur­politische Sprecherin der SPD- Fraktion im Römer Dr. Renate Wolter- Brandecker, den Ortsbeiratsvorsitzenden Hermann Steib, die Museumsdirektorin Prof. Dr. Mirjam Wenzel und den Museumsdirektor Dr. Wolfgang David. Gleiches gilt für die Besuche und v.a. die Mit­wirkung des Kantors der Jüdischen Gemeinde Frankfurt Yoni Rose (erstmals der Gesang ei­nes Kantors an diesem Ort nach 81 Jahren!), der Pianistin Roglit Ishay, des Rabbiners Avichai Apel, des Vorstandmitglieds der Jüdischen Gemeinde Harry Schnabel, der Überlebenden von Theresienstadt Liesl Binzer, Jugendleitern von Habonim- Dror- Gruppen und des Koordina­tors der UNESCO- Projektschulen Klaus Schilling.

Eine aktive Zusammenarbeit besteht seit langem mit Dr. Marc Grellert (TU Darmstadt), der seine Ausstellung virtuell rekonstruierter Synagogen (weltweit gezeigt) bei uns im Bunker dauerhaft präsentieren will, sobald die räumlichen Voraussetzungen dafür geschaffen worden sind.

Auf eine zukünftige engere Zusammenarbeit hoffen wir nach dem erstmaligen Besuch des Bunkers durch den Polizeipräsidenten der Stadt Frankfurt Gerhard Beresheim und zahlreiche seiner Abteilungsleiterinnen und Abteilungsleiter.

In nahezu allen Frankfurter Presseorganen erschienen Artikel über unsere Aktivitäten und unsere Gruppe; vertreten sind wir selbstverständlich auch in den sozialen Netzwerken. Im September 2019 erschien unsere jüngste Publikation: „Displaced Persons – Vom DP-Lager Föhrenwald nach Frankfurt am Main; From DP-Camp Ferenwald to Frankfurt am Main“ (hrsg. von Iris Bergmiller- Fellmeth und Elisabeth Leuschner-Gafga u. Initiative 9. Nov.). Hinweisen möchten wir auf unser Buch: „Populismus – Paranoia – Pogrom“ (hrsg. von Kurt Grünberg und Wolfgang Leuschner u. Initiative) aus dem Jahr 2017. Es ist aktueller denn je und weist bereits auf viele der heutigen politischen Vorkommnisse hin!

Für die Initiative 9. November e. V. Elisabeth Leuschner- Gafga