Zur ökologischen und kulturellen Bedeutung und zum Schutz der Wallanlagen

Redebeitrag von Rosemarie Heilig, Dezernentin für Umwelt, Klima und Frauen zur Einweihung des Heine Denkmals

Sehr geehrte Damen und Herren

Herzlichen Dank, dass ich an diesem besonderen Tag, an diesem besonderen Ort sprechen darf.

Der Sommer 2023 war mit seinen hohen Temperaturen rekordverdächtig – aber auch mit Überflutungen, Stürmen, verheerenden Waldbränden – es scheint, dass kaum eine Region in der Welt verschont blieb. Wir sind mitten in der Klimakrise. 

Unser Klima implodiert schneller, als wir darauf reagieren können.

Frei nach Heinrich Heines berühmten Zitat, möchte ich fast sagen „Denk ich an Frankfurt in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht“, wenn ich an die großen Aufgaben denke, die wir in Frankfurt – wie in anderen Metropolen auch – stemmen müssen, um die Stadt auf die Folgen des Klimawandels und der Erderwärmung vorzubereiten und sie als eine für alle lebenswerte und liebenswerte Heimat zu erhalten.

Die Wallanlagen als Grünanlage zu erhalten, bleibt dabei nicht nur Wunsch, sondern Auftrag an uns alle.

Die Wallanlagen sind ein besonderer Ort für mich, sie sind ein besonderer Ort für uns Frankfurter:innen.

Natürlich sind die Wallanlagen eines unserer schönsten Kulturdenkmäler. Dank vorausschauender Stadtväter, die vor bald 200 Jahren mit der Wallservitut früh ein Regelwerk geschaffen, dass es uns glücklicherweise sehr schwer macht, hier in diese wunderbare Anlage einzugreifen.

Neben dem Stadtwald, der Entwicklung des Mainufers zu einer beliebten Promenade gehören die Wallanlagen sicher zu den nachhaltigsten Elementen einer positiven Stadtentwicklung in Frankfurt.

Bis heute hat die Wallservitut – bis auf wenige Ausnahmen – Gültigkeit

Zum Glück, denn dadurch sind die Wallanlagen für die meisten von uns:

der längste Park Frankfurts, eine grüne Oase;

Sie sind Treffpunkt, Spielplatz, Liegewiese, Joggingstrecke, Veranstaltungsort – der schnellste Weg, um vom Mainufer zum Eschenheimer Tor zu kommen und ja, leider auch manchmal Versteck von Drogen. 

Sie sind so beliebt, dass sie hin und wieder erneuert werden müssen.

Hier in der Friedberger Anlage hat das Grünflächenamt, wie Sie sehen, seit dem Frühjahr gearbeitet. Obermainanlage und Gallusanlage sind schon fertig. Die anderen Abschnitte – Taunusanlage, Bockenheimer Anlage, Eschenheimer Anlage, sollen folgen. 

Wege wurden erneuert, neue gebaut. Die schönen alten Bäume, die so typisch für die Wallanlagen sind, haben Gesellschaft bekommen: Tulpenbäume, Scharlach-Rosskastanie und Eisenholzbäume wurden gepflanzt. Es wurden klimaresiliente Arten ausgesucht.

Sie müssen das veränderte Klima mit heißen und trockenen Sommern aushalten können.

Gleichzeitig müssen Parkanlagen wie hier auch die veränderten Ansprüche einer wachsenden und urbanen Gesellschaft gerecht werden:

Der alte Bolzplatz wurde daher erneuert und zusätzlich gibt es hier in der Anlage nun auch eine Fitnessanlage für jedes Alter und eine Calisthenicsanlage für die ganz besonders Sportlichen.

Die Rasen- und Wiesenflächen sind neu und werden jetzt von Wildkräutern umsäumt. – Die müssen jetzt hier noch kräftig wachsen – Hoffentlich beachten auch alle die Absperrungen. Demnächst wird es hier hoffentlich von Bienen und Insekten wimmeln. 

Insektenfreundlich ist auch der Hauptweg: hier gibt es jetzt Licht, dass den Weg genügend ausleuchtet, aber auch verträglich für die Nachtfalter und andere Insekten ist.

Vielen Dank an das Grünflächenamt für diese umsichtige Arbeit, die den Erhalt der Anlage und ihren Wert für uns Frankfurter:innen sichert. Ich weiß, dass unserem grünsten Amt die Wallanlage besonders am Herzen liegt.

Es freut mich, dass nun nach Jahrzehnten das Denkmal Heinrich Heines zurückkehrt an seinen ursprünglichen Platz in der Friedberger Anlage.

Ich bin begeistert, dass die Initiative 9.November den Anstoß gegeben hat.

So wie wir nicht in die Wallservitut eingreifen dürfen, so wird auch niemand hoffentlich wieder Hand anlegen an dieses Denkmal und es von seinem angestammten Platz verbannen.

Rosemarie Heilig Dezernentin für Umwelt, Klima und Frauen