Führungen im November

an den folgenden Terminen werden ab 11:30 Führungen durch die Ausstellung „Ostend. Blick in ein jüdisches Viertel“ vom Jüdischen Museum Frankfurt angeboten:

  • 14. November 11:30
  • 28. November 11:30
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Aufruf zu einer Aktion: KZ Lager Katzbach

Wir möchten auf einen Aufuf zu einer Aktion des Vereins LAGG (Leben und Arbeiten in Gallus und Griesheim) zum KZ Lager Katzbach hinweisen:

Seit seiner Gründung 1992 hat sich der Verein LAGG (Leben und Arbeiten in Gallus und Griesheim) zum Ziel gesetzt, das Konzentrationslager „Katzbach“ in den Adlerwerken nach jahrzehntelanger Leugnung und Verharmlosung zu einem festen Bestandteil der Erinnerungskultur Frankfurts zu machen. Einen Teilerfolg hatten wir mit unserer Forderung nach „Entschädigung“ der damals noch lebenden ehemaligen Häftlinge erzielt, ein weiterer Erfolg ist jetzt mit der Errichtung einer Gedenk- und Bildungsstätte in den ehemaligen Adlerwerken erreicht. Diese wird im Frühjahr 2022 eröffnet.

Aus Anlass des 77. Jahrestags des Todesmarsches aus dem KZ möchten wir alle Häftlinge, von denen die übergroße Mehrheit KZ und Todesmarsch nicht überlebt haben, würdigen…

Wir brauchen 1616 Menschen, die sich mit einem selbst gemachten Schild mit einem der Namen entlang des Mainufers aufstellen. Etwa so: Ich bin oder ich stehe für oder ich gedenke Ryszard Olek, er war Häftling im KZ „Katzbach“ …

Datum: Samstag, 19. März 2022, 14 – 16 Uhr, am Mainufer

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Zerstörung der Synagoge der Israelitischen Religionsgesellschaft an der Friedberger Anlage.

Dr. Ernst Gerhardt, Zeitzeuge am 9. November 1938.

Dr. Ernst Gerhardt, am 10. September 1921 in Frankfurt geboren, war am 9. November 1938 siebzehn Jahre alt.

„1938, am 9. November, das weiß ich noch genau: Ich war Angestellter bei der Firma Braun und da kam unser Direktor, der kam aus der Stadt zurück. Wir hatten unseren Betrieb im Gallusviertel. Er hat gesagt, in der Stadt brennen alle Synagogen. Und das war natürlich für mich ein Anlass. Als ich dann Betriebsschluss hatte, um 5 Uhr nachmittags, da habe ich mich aufs Fahrrad gesetzt, und bin in die Stadt gefahren. Ich bin dann an die Obermainanlage, da war die große Synagoge an der Friedberger Anlage und die hat gebrannt. Da war auch die Feuerwehr. Und ich steh davor und die Feuerwehr hat nur die Nachbarhäuser bespritzt und nicht die Synagoge. Und da habe ich noch zu den Leuten die da rumstanden gesagt, die löschen ja überhaupt nicht. Mir war es nicht zum Lachen zumute und die Leute waren alle schweigsam. Es steht manchmal in der Zeitung, die Leute hätten gejohlt. Ich habe das nicht erlebt. Ich habe schweigende sehr, sehr nachdenkliche Leute gesehen um mich herum. Da habe ich mich aufs Fahrrad gesetzt und bin nach Hause gefahren und hab es meiner Mutter erzählt. Und da sind wir uns um den Hals gefallen und haben laut geheult. Das weiß ich noch so. Danach war allerdings dann Schweigen. In der Presse war Schweigen, auch in der öffentlichen Meinungsbildung. Ich habe erwartet, dass in der Kirche am Sonntag darauf irgendwas gesagt wird, ein Gebet. Auch der Pfarrer sagte nichts. Nichts, alles war still. Die hatten natürlich Angst. Mut wäre da angebracht gewesen. Aber es war natürlich das Gespräch in der Runde. Ich war ein aktiver Mann in der katholischen Jugend und wir waren ja von den Nazis verfolgt und verboten und wir sind sonntags immer in der Kirche gewesen, und da haben wir uns auf dieser Ebene dann getroffen.“

Auszug aus dem Interview mit Dr. Ernst Gerhardt (Iris Bergmiller-Fellmeth und Ulla Schickling)

Öffnungszeiten im November

Wir freuen uns am 9. November unsere Ausstellung „Synagogen in Deutschland – eine virtuelle Rekonstruktion einer breiten Öffentlichkeit zeigen zu können. Im November gibt es mehrere weitere Termine, an denen die Ausstellungen besucht werden können:

Am 9. und 10. November wird der World Jewish Congress eine Fassadenprojektion der zerstörten Synagoge der Israelitischen Religionsgesellschaft an die Außenwand des Hochbunkers ab Einbruch der Dunkelheit projizieren. Am 9. November werden wir vor Ort wie jedes Jahr um 17 Uhr Kerzen anzünden. Der Hochbunker wird an beiden Tagen für Besucher von 17:00 – 21:00 geöffnet sein.

Im November kann der Hochbunker und die Ausstellungen mittwochs von 17:00 – 19:00 Uhr sowie sonntags von 11: 00 – 14:00 Uhr besucht werden.

Am 7. November findet die Eröffnung für geladene Gäste von 11-14 Uhr statt. Aus Brandschutzgründen können wir unser Haus leider nur für eine begrenzte Zahl an Gästen öffnen. Für Besucher ist der Bunker an diesem Sonntag ausnahmsweise geschlossen.

Pressemitteilung „Synagogen in Deutschland – Eine virtuelle Rekonstruktion“

Eröffnung am 9. November im Hochbunker an der Friedberger Anlage

Am 9. November 1938 wurde die ehemals größte und prächtigste Synagoge Frankfurts, die der Israelitischen Religionsgesellschaft, in Friedberger Anlage durch die Nationalsozialisten zerstört. Französische Zwangsarbeiter mussten 1942/43 auf den Grundmauern der zerstörten Synagoge einen Hochbunker errichten. Er sollte Schutz für die „deutsche“ Bevölkerung vor den Schrecken des herbeigeführten Krieges bieten, jedoch nicht für die von den Nationalsozialisten ausgegrenzten Opfer

Anlässlich der Feierlichkeiten zu „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ eröffnet die Initiative 9. November e.V. die Ausstellung „Synagogen in Deutschland – Eine virtuelle Rekonstruktion“ am 9. November 2021. Sie zeigt mit digitalen Technologien die virtuelle Rekonstruktion von mehr als 25 Synagogen, die zusammen mit über 1000 anderen 1938 von Nationalsozialisten zerstört wurden. Diese weltweit präsentierte Ausstellung der TU Darmstadt wird zukünftig auf Dauer in der Erinnerungs- und Begegnungsstätte beheimatet sein. Aktualisierungen und Erweiterungen durchzusätzliche Rekonstruktionen und Installationen – auch zu jüdischem Leben nach 1945 – ermöglichen die Präsentation einer neuen Ausstellung.

Ziel der Ausstellung ist es, mit der Visualisierung der Synagogen den kulturellen Verlust und die städtebauliche Bedeutung der zerstörten Bauwerke zu veranschaulichen und die kulturelle Blüte jüdischer Gemeinden zu zeigen. Die Präsentation führt die Besucherinnen und Besucher unweigerlich zu der Frage, warum es diese Bauwerke und ihre Gemeinden nicht mehr gibt. Geschichte wird durch emotionale Momente nähergebracht. Die digitalen Bilder aber auch Virtual-Reality-Anwendungen vermögen Barrieren des Kennenlernens jüdischer Kultur abzubauen – der meist unbekannte Raum einer Synagoge kann so erkundet werden.
Im ersten Teil der Ausstellung werden der damalige gesellschaftliche und politische Kontext sowie das Ausmaß der Zerstörung gezeigt. Im zweiten Teil vermitteln Projektionen, Animationen und Virtual-Reality die zerstörte Pracht der Gotteshäuser. Ihre Architektur und Geschichte können Besucherinnen und Besucher zusätzlich an Bildschirm-Arbeitsplätzen selbst erkunden. Die Digitalisierung ermöglicht für Schülerinnen und Schüler sowie für Jugendliche und Erwachsene einen zeitgemäßen Zugang zur politischen Erinnerungsarbeit und ist eine wertvolle Ergänzung zu den bereits von der Initiative gezeigten Ausstellungen im Bunker („Musik als Form geistigen Widerstands–Jüdische Musikerinnen und Musiker 1933 – 1945“, „Ostend – Blick in ein jüdisches Viertel“, „Displaced Persons – Vom DP-Lager Föhrenwald nach Frankfurt in die Waldschmidtstraße“, „Jüdisches Leben in Deutschland heute“). Sie versteht sich als Beitrag gegen aktuellen Antisemitismus und als Baustein zur Erinnerung an die Shoa.

Die Initiative 9. November e.V., ein Zusammenschluss von Juden und Nichtjuden, setzt sich seit über 30 Jahren ehrenamtlich dafür ein, dass dieser geschichtlich bedeutsame Ort der Mahnung, der Begegnung und des Gedenkens die notwendige Bedeutung erfährt und in dem Bewusstsein der Stadtgesellschaft verankert wird. Dies geschieht durch Ausstellungen, Diskussionen, Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit. Es musste jedoch auch dafür gesorgt werden, dass Bauarbeiten, wie Brandschutz, es überhaupt erst ermöglichten, dass der Bunker für die Öffentlichkeit zugänglich wurde. Ein weiterer großer Schritt ist, dass die zur Belüftung notwendigen Bohrungen, durch die meterdicken Betonwände, es nun zulassen, dass der Bunker immer mehr in eine zivile Nutzung überführt werden kann. Obwohl vieles, was die Initiative von Anfang an geplant hatte, erreicht wurde, steht jedoch noch eines der wichtigsten Anliegen an: die Ausgrabung der Grundmauern der ehemaligen Synagoge, die vor und hinter dem Bunker in der Erde zu finden sind.

Die Öffnungszeiten der Ausstellungen sind an Sonntagen von Mai bis November, 11 bis 14 Uhr, sowie jetzt im November zusätzlich mittwochs von 17-19 Uhr. Führungen nach Vereinbarung per Email: Fuehrungen@initiative-neunter-november.de

Wir danken dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, dem Kulturamt Frankfurt am Main, der Stiftung Polytechnische Gesellschaft, der Stiftung Citoyen sowie den vielen privaten Spendern für ihre großzügige Unterstützung. Dank der guten Zusammenarbeit vom Amt für Bau und Immobilien der Stadt Frankfurt und der Initiative 9. November e.V. konnte durch umfassende Brandschutzmaßnahmen die Nutzung des 2. Obergeschoss realisiert werden.
Die Initiative 9. November e.V. ist als gemeinnützig anerkannt, und wird vom Kulturamt der Stadt Frankfurt unterstützt. Wir freuen uns über Menschen, die unser Projekt durch Mitgliedschaft, Mitarbeit oder Spenden unterstützen.
Konto: Frankfurter Sparkasse IBAN DE96 5005 0201 0200 1387 07

Pressekontakt:
Max Apel
0176 47117154
info@initiative-neunter-november.de