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Führung: „Displaced Persons – Vom DP-Lager Föhrenwald nach Frankfurt am Main“ mit Zeitzeuge Majer Szanckower
24.04.2022 @ 11:00
Anlässlich der Wiedereröffnung am 24. April wird unser Ehrenmitglied und Zeitzeuge Majer Szanckower durch unsere Ausstellung zu Displaced Persons im Lager Föhrenwald führen.
Die Ausstellung nähert sich der Geschichte jüdischer Familien in Frankfurt in der Nachkriegszeit gewissermaßen »von unten«, ist also wesentlich aus Berichten, Familienfotos und -dokumenten der Zeitzeug*innen der zweiten Generation hervorgegangen. Die Ausstellung zeigt, wie neu gekommene jüdische Einwohnerinnen in der Waldschmidtstraße nicht zurückgekehrte Frankfurter, sondern Überlebende aus dem Osten Europas waren, die nach etlichen Jahren vor allem im DP-Lager Föhrenwald, dem größten in der amerikanischen Besatzungszone, 1956/57 von bayerischen Behörden Frankfurt zugewiesen worden waren. Keiner von ihnen hatte ursprünglich im Land der Täter bleiben wollen; aus gesundheitlichen, finanziellen oder beruflichen Gründen war aber eine Auswanderung nicht ermöglicht worden. Nachdem 1951 die administrative Zuständigkeit für Föhrenwald gewechselt hatte, erlangte mit Theodor Oberländer als Staatssekretär für Flüchtlingsfragen ein Nazi der ersten Stunde und im Krieg in antisemitische Mordaktionen involvierter Täter die politische Oberhoheit über das jüdische DP-Lager. Seine Laufbahn in der jungen Bundesrepublik steht exemplarisch für zahllose Nachkriegskarrieren gerade im Beamten- und Justizapparat.
Circa 30 Familien kamen zusammen mit ihren zum Teil in Föhrenwald geborenen Kindern in die beiden Wohnblöcke der Nassauischen Heimstätte im Frankfurter Ostend. Die Ausstellung geht den Fragen nach, wie die Kinder der Holocaustüberlebenden ihre Kindheit und Jugend erlebt haben? Wie war eine Integration möglich vor dem Hintergrund dessen, was die Eltern erlitten hatten und die Generation der Täter beharrlich beschwieg? Welche Entwicklungen halfen, dieses Schweigen zu durchbrechen und gegen härteste Widerstände Aufklärung zu leisten? Warum sind die Erinnerungen der Zeitzeug*innen der ersten und zweiten Generation wichtiger denn je?